#1

Warum ich?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 20.07.2023 22:27
von Vanny • 34 Beiträge | 34 Punkte

Ich bin neu hier und habe noch keine Ahnung wie es hier läuft. Aber in meiner Traurigkeit habe ich einfach Fehlgeburt Forum Hilfe im Netzt eingegeben. Ja und jetzt bin ich hier. Und habe das Bedürfnis das alles einmal runter zu schreiben. Mit dem Gedanken, dass das Leute lesen, die fühlen können was ich gerade fühle. Ich bin Vanessa, 25 Jahre jung und habe vor 4 Wochen meine erste FG erlebt. Seit dem Leben ich irgendwie wieder zwei Leben. Bei mir wurde vor einigen Jahren eine hochfunktionale Depression diagnostiziert. Ich bin es also gewohnt im Alltag zu funktionieren während alles in mir zusammen bricht. Ich glaube das passiert gerade auch. Während der Arbeit kann ich funktionieren. Mein Anspruch an mich selbst verlangt es. Doch sobald ich nach Hause komme, fällt alles zusammen. Ich frage mich warum ich? Warum muss mich dieses Schicksal ereilen? Es war meine erste Schwangerschaft..ich habe mich so gefreut. Wollte meinen Partner der leider aktuell auf Montage sein muss überraschen wenn er wieder kommt. Stattdessen müsste ich ihm drei Tage bevor er wieder gekommen wäre anrufen. Unter Tränen. Sagen, dass ich schwanger war und es aber nicht mehr bin. Das ich unser gewünschtes Wunschkind verloren habe. Ohne, dass er davon wusste. Ich habe versucht mir mit rationalen Gedanken einzureden, dass es alles seinen Grund hat. Das es mein Weg sein soll, wofür auch immer er gut ist. Das die Natur das schon macht, weil irgendetwas nicht passt, nicht in Ordnung ist. Aber diese rationalen Gedanken rede ich mit gerade nur ein, obwohl sie ja ihre Wahrheit in sich tragen. Stattdessen übernehmen Gedanke wie Warum ich? Warum wir? Was wenn es wieder passiert? Wir sind jung..gesund. ernähren uns gut. Wir haben die neue Wohnung mit Kinderzimmer. Haben die Mittel und das Wissen ein Kind gut und mit so unendlich viel Liebe groß zu ziehen. Warum nur wir? Warum wählt mich das Schicksal für diese Bürde. Diesen Schmerz? Diese Gefühle sind ständig da und ich kann nicht aufhören traurig und wütend zu sein...

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#2

RE: Warum ich?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 20.07.2023 22:54
von Alexandra K • 76 Beiträge | 76 Punkte

Liebe Vanny, mein Mitgefühl für deinen Verlust! Bei mir war es auch vor 4 Wochen, meine erste Schwangerschaft und meine erste FG. Es tut so unfassbar weh….
Warst bzw. bist du im Krankenstand? Mir hat das geholfen weil ich einfach nicht funktionieren musste und auch nicht konnte. Lag die erste Woche nur weinend im Bett. Hab dann eine Hebamme kontaktiert und seither begleitet sie mich… vielleicht möchtest du dich auch an eine emphatische Hebamme wenden? Mir tut es gut bei allen Fragen, vorallem bei medizinischen Fragen sie zu kontaktieren.

Und wie du schon schreibst, man versucht sich ständig das rationale vor den Augen zu halten aber das emotionale siegt meist.

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#3

RE: Warum ich?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 20.07.2023 23:11
von Vanny • 34 Beiträge | 34 Punkte

Liebe Alexandra,
danke für deine empathische Antwort. Es tut mir auch leid für deinen Verlust. Es ist unbeschreiblich was man da durchmachen muss.
Ich habe mich tatsächlich nicht lange krank schreiben lassen. Mittwoch ging der Abgang los. Am Montag stand ich wieder auf Arbeit. Mein Partner musste leider auch wieder auf Montage fahren. Deswegen habe ich mich entschieden wenigstens für die 8 Stunden etwas anderes tun zu "müssen" als auf der Couch zu liegen und zu weinen. Obwohl ich das auch liebend gern gemacht hätte. Ich hatte ziemlich Angst wenn ich allein zu Hause bin wieder in alte Muster zu verfallen und garnicht mehr aus dem Gedankenkarussel raus zu kommen.
Ich bin zwar in der glücklichen Position Freunde zu haben die sagen "Wenn etwas ist Ruf an! Ich komm vorbei" aber ich schaffe das gerade nicht. Ich hatte schon immer das Problem wenn es mir schlecht geht nicht selbst ins Handeln kommen zu können. Ich habe auch schon überlegt mir professionelle Hilfe oder eine Hilfegruppe zu suchen. Aber es bleibt aktuell bei dem Gedanken bzw. war mein erster Schritt jetzt der Weg schriftlich in diese Forum. Wie hast du dich denn an Hilfe wenden könne? Welche Wege bist du da gegangen ?

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#4

RE: Warum ich?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 20.07.2023 23:37
von Alexandra K • 76 Beiträge | 76 Punkte

Ich konnte Hilfe auch immer (also davor) schwer annehmen, aber diesmal wusste ich, dass ich ohne Hilfe und ohne Gespräche „da nicht raus komme“. Meine Schwester hat ein paar Vereine rausgesucht die die kostengünstig oder kostenlos Hilfe anbieten ( Gesprächsgruppen, Psychologische Unterstützung, Hebammen,…). Ich habe dadurch meine Hebamme gefunden die mir sehr gut tut.
Dieses Forum hab ich selbst gefunden und hab hier auch sehr viel mitnehmen können. Bisschen erschrocken bin ich aber dass es wirklich so viele Frauen betrifft 😢

Schön dass du Freunde hast zu denen du gehen kannst und mit ihnen reden kannst. Ich glaub das ist total wichtig.

Das tut mir leid dass du dann einige Zeit alleine zuhause warst, ist bestimmt sicher total schwierig gewesen.

Hast du irgendwelche Andenken an dein Sternchen?

zuletzt bearbeitet 20.07.2023 23:42 | nach oben springen

#5

RE: Warum ich?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 21.07.2023 06:49
von Susanne • 4.605 Beiträge | 4623 Punkte

Liebe Vanny, herzlich Willkommen und mein Mitgefühl für Deinen Verlust und dafür, dass Du nun wieder in dieses tiefe Loch der Depression gefallen bist. Dass Du hier bist und Deine Gefühle hier zum Teil schon einmal lassen konntest, ist schon der erste richtige Ansatz. Denn es ist in so einer traumatischen Situation wichtig nicht nur zu funktionieren. Das ist für die Seele nicht gut, die Gefühle sind sowieso da und müssen auch ihren Weg nach außen finden.
Das Freunde da sind, mit denen Du reden könntest. ist schön. Jedoch wäre es hier noch besser, nicht nur die Hilfe anzubieten, so dass Du Dir sie holen musst- also wieder selber aktiv werden musst, was Du ja aktuell nicht kannst. "heute Abend komme ich vorbei, wann passt es Dir?" wäre noch besser.

Hast Du aus der Zeit der Diagnose noch einen Psychotherapeuten/Psychiater, den Du kurzfristig kontaktieren könntest? Gibt es eine Selbsthilfegruppe vor Ort?
Fühl Dich gedrückt, Susanne

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#6

RE: Warum ich?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 21.07.2023 09:59
von Vanny • 34 Beiträge | 34 Punkte

Ja ich habe mir eine Kiste mit allen Andenken gemacht. Ich nähe gern und habe einen kleinen Pullover genäht den ich bestickt habe mit dem Gedanken etwas in der Hand zu haben. In der Kiste sammle ich auch alle Briefe. Schreiben hilft mir oft einfach all die Gedanken die in meinem Kopf sind irgendwie raus zu bekommen.
Außerdem haben mein Partner und ich gemeinsam einen kleinen Baum gekauft.
Hast du eine Erinnerung an dein Sternchen gemacht?

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#7

RE: Warum ich?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 21.07.2023 10:05
von Vanny • 34 Beiträge | 34 Punkte

Liebe Susanne,

danke für deine Lieben Worte. Ja ich denke das Forum ist als erster Schritt sehr hilfreich.
Aus meiner Therapie Zeit habe ich leider keinen Kontakt mehr der mir gerade hilfreich sein könnte. Ich habe im Netzt auch schon nach soetwas wie einem Treff oder einer Selbsthilfegruppe gesucht. Ich glaube ich bin jetzt an einem Punkt an dem ich sowas probieren würde ob es heilsam für mich ist. Aber so richtig weiter gekommen bin ich da auch noch nicht. Aber der Hinweis Freunden diese "Aufgabe zu übertragen" werde ich probieren. Das Angebot steht ja. Ich denke da muss ich einfach aus meiner Zone raus und das klar kommunizieren das ich das brauche.
Dankeschön

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#8

RE: Warum ich?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 21.07.2023 10:29
von Alexandra K • 76 Beiträge | 76 Punkte

Voll schöne Idee mit den Pullover 🥹… ja das kenne ich auch dass man etwas greifbares braucht. Ich hab mir einen Ring gekauft damit ich mein Sternchen trotzdem irgendwie an der Hand habe…

Ich habe auch eine Kiste gemacht und hab vor diese dann in einen Blumentopf auf unserer Terrasse einzugraben. Gestern habe ich Blumen und einen Topf gekauft. Es kostet mir soviel Kraft das umzusetzen, ich schiebe es immer so vor mich her… weil es dann so „endgültig“ ist… aber die nächsten Tage habe ich vor es umzusetzen….
Eigentlich hatte ich vor die Kiste draußen bei einen schönen Baum zu begraben, aber das schaff ich nicht, ich brauche es bei mir….

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#9

RE: Warum ich?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 21.07.2023 16:58
von Vanny • 34 Beiträge | 34 Punkte

Liebe Alexandra

Das mit dem Ring an der Hand ist eine schöne Symbolik.
Ja das kann ich so gut verstehen. Ich stand auch im Baumarkt und musste mich so zusammen reißen nicht in der Pflanzenabteilung zu heulen. Als das Bäumchen dann auf dem Balkon stand habe ich mir versucht vorzustellen das jede Frucht die dran wachsen wird oder jede Biene die kommt ein kleines Zeichen ist. Das da jemand da war, der nie vergessen sein wird und der immer einen Platz hat. Der mit den Jahren auch immer mit wachsen wird.

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#10

RE: Warum ich?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 21.08.2023 22:32
von Vanny • 34 Beiträge | 34 Punkte

Ich habe das Bedürfnis gerade einfach nochmal weiter zu schreiben wie es mir gerade geht. Die Fehlgeburt ist jetzt fast zwei Monate her. Heute wäre ein Termin mit einer Selbsthilfegruppe gewesen. Ich habe mit mir hin und her gerungen ob ich gehe. Und bin letztendlich nicht gegangen. Ich habe es nicht geschafft. Und irgendwie war das für mich erst einmal ok. Wie jeden Abend habe ich vorhin mit meinem Partner telefoniert der auf Montage ist. Ich weiß das es ihm von Natur aus schwer fällt Empathie zu zeigen und mit Gefühlen umzugehen, das sagt er auch selbst von sich. Er ist ein sehr faktischer Mensch, ich ein sehr emotionaler. Sein erster Satz dazu war wie man mir denn dann Helfen soll. Das er es nicht versteht wenn ich ihm weinend erzähle das es mir nicht gut geht und ich aber nicht zu dem Treffen gehe. Was mich wiederum verletzt hat, weil ich mich so unverstanden gefühlt habe. (Noch zur Info, später hat er mir dann angeboten zu fragen ob er für das nächste Treffen in 4 Wochen frei bekommen kann und mich da hin fahren würde)
Oh man das ist so ein Durcheinander. Ich Versuche anzunehmen, dass das alles ein Prozess ist. Ein Prozess der in Wellen verlaufen darf, der gute und schlechte Tage haben darf. Die Distanz macht es aber bei weitem nicht besser. Wie geht man mit so einem Thema am Telefon bitte um? Oder generell wenn der eine Part eher rational gestrickt ist und der andere so emotional. Manchmal fühle ich mich von meinem eigenen Partner in dieser Zeit so unverstanden und ich weiß nicht wie wir da eine gute Kommunikation hin bekommen können.
Geht es noch anderen so?

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#11

RE: Warum ich?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 21.08.2023 22:49
von Nelke • 2.179 Beiträge | 2189 Punkte

Hey vanny,
Du bist da nicht die einzige. Es kommt sogar relativ oft zu Unverständnis bei der Trauerarbeit. Männer können kaum nachfühlen, wie es für eine Frau sein muss.
Bei uns gab es auch immer wieder Streit. Mit anbrullen, Türen werfen und sich stundenlang weinend verkriechen. Ja, reden hilft. Am Ende hat uns aber nur geholfen zu akzeptieren, dass der andere eben anders empfindet. Es ist normal, Männer machen eben nicht das gleiche durch. Wir haben uns darauf geeinigt, dass er nichts mehr sagen soll (die richtigen Worte könnte er nicht finden). Stattdessen sollte er mich jedesmal in den Arm nehmen, wenn er merkt, dass ich komisch bin. So hatte er das Gefühl zu helfen und ich hatte das Gefühl nicht alleine zu sein. Worte haben uns da nicht weiter gebracht, die Umarmung schon.
Vielleicht findet ihr etwas anderes als eine Umarmung. Für das Verständnis hast du uns hier.

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#12

RE: Warum ich?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 22.08.2023 10:07
von Dany • 583 Beiträge | 583 Punkte

Vanny, ich kann das gut nachvollziehen. Mein Partner ist auch jemand, der sehr distanziert ist und keine Gefühle zeigt. Er macht alles mit sich aus und hat kein Verständnis für mich und meine Trauer/ Sorgen/ Ängste. Leider habe ich für mich doch noch keine Lösung gefunden, damit besser umgehen zu können. Nelkes Idee mit der Umarmung finde ich aber gut.
Ich kenne Männer, die sagen, dass sie erst mit dem Kind auf dem Arm tatsächlich Vater wurden. Bei uns Frauen ist das anders, wir werden mit dem positiven Test Mutter, erleben die Hormonumstellungen, Übelkeit, schmerzende Brüste, sehen das werdende Leben im US. Mir ist irgendwann aufgefallen, dass mein Freund zwar keine Trauer zeigt (vielleicht tatsächlich nicht trauert?), aber er Schwierigkeiten damit hatte und hat, mich leiden zu sehen. Mir nicht helfen zu können. Ich könnte mir vorstellen, dass es deinem Partner ähnlich geht. Und euch zusätzlich noch viele Kilometer trennen.
Ich hoffe, du setzt dich nicht zu sehr unter Druck wegen der Selbsthilfegruppe. Ich habe es erst nach der dritten FG geschafft, mich bei der Leiterin zu melden und auch zum Gruppentermin zu gehen. Vorher war ich einfach nicht soweit. Das ist in Ordnung. Und ich muss sagen, es hat mir gut getan. Aber es war auch nicht leicht. Das Leben schreibt so unfassbare Geschichten. Ich bin niemand, der die Tür hinter sich zu macht und das alles abhaken kann, mich beschäftigen die Gespräche zum Teil noch immer. Was in der Selbsthilfegruppe besprochen wird, bleibt in der Selbsthilfegruppe. Mein Freund hatte die, wahrscheinlich nicht unberechtigte, Sorge, dass mich die Selbsthilfegruppe noch zusätzlich hinterzieht. Man muss sehr darauf achten, dass genau das nicht passiert.
Ich hoffe, dass dein Partner und du einen guten Weg findet, mit der FG und der (emotionalen und räumlichen) Distanz umzugehen. Du bist nicht allein!

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#13

RE: Warum ich?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 22.08.2023 22:46
von Vanny • 34 Beiträge | 34 Punkte

Danke ihr beiden für eure lieben Worte.
Ja das mit dem Umarmen war vor allem in den Tagen in dem die Fehlgeburt im Gange war sozusagen eine gute Sache für uns. Gerade weil er ja dann auch tatsächlich vor Ort war. Auf die Distanz mit der Montage geht das natürlich nicht. Aber ich denke mit einigem Abstand in einer ruhigen Minuten werde ich das noch einmal ansprechen wie wir auch seiner Meinung nach da besser mit umgehen können.
Liebe Dany. Es tut mir sehr leid das du diesen Schicksalsschlag bereits drei Mal erleben musstest. Das einen so eine Selbsthilfegruppe auch runterziehen kann ist auf jeden Fall ein wichtiger Punkt über den ich so aus der Perspektive noch garnicht nachgedacht habe. Wie ist deine Erfahrung damit? Hat dich das Erlebte der anderen in deiner Bearbeitung unterstützt oder teilweise auch eher mit runter gezogen so wie dein Mann befürchtet hatte? Und wie läuft sowas denn überhaupt ab? Ich glaube das war auch so ein Faktor der mich mit gehemmt hatte, das ich da so unsicher war was mich wirklich erwarten würde.

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#14

RE: Warum ich?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 23.08.2023 06:07
von Susanne • 4.605 Beiträge | 4623 Punkte

Hallo liebe Vanny,
zu den Selbsthilfegruppen, da ich ja selber eine begleite: Es sollte bei den Treffen an sich nicht um die einzelnen Schicksalsschläge der Teilnehmer (über die berichtet jeder kurz) gehen, sondern es geht vielmehr darum, dass man einen ähnlichen Background hat und in der Gruppe bei jedem Treffen unterschiedliche Aufgaben zur Trauerarbeit und Anregungen sowie Theorie dazu angeboten wird. Man tauscht sich also vielmehr über den Umgang und die Erfahrungen auf dem Trauerweg aus. Es sollte positive Impulse geben und Sinn ist auch mit einem positiven Gefühl nach Hause zu gehen. Liebe Grüße!

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#15

RE: Warum ich?

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 23.08.2023 11:22
von Dany • 583 Beiträge | 583 Punkte

Hallo Vanny,
im Großen und Ganzen läuft es bei uns auch so, wie Susanne das beschreibt. Es tut unheimlich gut, den Raum zu haben zu trauern und dafür auch Verständnis entgegengebracht zu bekommen, nicht verurteilt oder bemitleidet zu werden. Durch die Aufgabe oder den Denkanstoß oder was auch immer setzt man sich aktiv auch mit seiner Trauer, seinen Gedanken usw. auseinander. Ich hatte vorab ein persönliches Gespräch mit der Leiterin, was super war und mir zusätzlich auch den Einstieg erleichtert hat, weil man dann nicht irgendwohin kommt und keinen kennt.
Bei uns stellt man sich kurz vor, und wie es einem aktuell geht. Dann bekommt man eben eine Aufgabe, Theorie, was auch immer. Danach oder oft ist das einfach fließend, ist jeder frei sich zu äußern. Da wird oft besprochen, was gerade „ansteht“, was einem beschäftigt, was evtl. bei der Aufgabe zuvor „herausbricht“, das ergibt sich spontan. Danach gibt die Leiterin noch einen Denkanstoß oder ähnliches und der Termin wird mit einer abschließenden Runde, bei der jeder sagt, wie es ihm jetzt geht, beendet.
Und gerade dieser „Zwischenteil“ kann echt heftig sein. Thema war da z.B. schon die Reaktion von Freunden/ Familie/ Arbeitskollegen auf eine Fehlgeburt oder Tod eines Kindes. Mir ist da aufgefallen, dass es für mich doch schon auch einen Unterschied macht, ob es Fehlgeburten waren (wie bei mir) oder das Kind einfach irgendwann nach der Geburt in den Armen eines Elternteils gestorben ist. Ich trauere auch um meine Sternchen und habe auch das Recht dazu. Ich will das auch gar nicht gewichten, aber ein lebendes Kind gehen lassen zu müssen, ist einfach so so so schlimm. Und solche Erlebnisse im Detail können einem in einer Selbsthilfegruppe eben auch begegnen. Und ja, mich zieht das zeitweise runter und manches habe ich auch gedanklich mit heim genommen. Nicht immer, das möchte ich nochmal betonen und egal wie, die Termine waren für mich unterm Strich immer gut und hilfreich.
Ich finde es super und wichtig, dass es solche Selbsthilfegruppen gibt, aber man muss dafür einfach bereit sein. Übrigens könnte dein Partner dich auch begleiten zu einem Termin. Ich hatte teilweise den Eindruck, dass manche anwesenden Männer annähernd hilflos wie mein Freund waren, der Termin aber zum besseren Verständnis ihrer Partnerinnen beigetragen hat. Mein Freund lehnt es ja kategorisch ab, mich mal zu begleiten…

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