#1

Veränderungen zu anderen bemerkt?

in Dies und Das 31.12.2023 10:00
von Susanne • 4.596 Beiträge | 4614 Punkte

Hallo Ihr Lieben, wer von euch hat Veränderungen zu Freunden/Familie/Partner oder auch an euch nach dem Verlust bemerkt? Im positiven wie negativen Sinne. Haben sich manche Beziehungen verändert? Habt Ihr euch von manchen distanziert oder entfremdet? oder sind manche enger geworden? Ich freue mich auf eure Rückmeldungen


zuletzt bearbeitet 31.12.2023 10:36 | nach oben springen

#2

RE: Veränderungen zu anderen bemerkt?

in Dies und Das 31.12.2023 16:18
von Jessi22 • 50 Beiträge | 50 Punkte

Hey Susanne,
zu längerfristigen Veränderungen kann ich noch nichts sagen. Aber ich fühle mich meinem Freund nun deutlich näher und zu allen meiner Familie (außer meiner Tante) fühle ich irgendwie mehr Distanz. Zum einen wohl, weil ich mich aktuell am liebsten verkrieche, zum anderen, weil ich nicht das Gefühl habe verstanden zu werden. Und meine Oma war Weihnachten sehr distanziert. Vermutlich aus Unsicherheit. Mal sehen wie sich das Ganze entwickelt..
Wie ist das bei dir?

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#3

RE: Veränderungen zu anderen bemerkt?

in Dies und Das 31.12.2023 17:07
von Umut • 2.615 Beiträge | 2617 Punkte

Bei mir veränderter Blick auf andere schwangere. Das ich überlege ob's wohl gleich geklappt hat, welche Erlebnisse bis zur Schwangerschaft waren.
Das man es mehr als Gut sieht. Als Geschenk und nicht als selbstverständlich.

Zum Partner, die Beziehung hat sich von den gegenseitigen Vorwürfen nie erholt und Trennung kam.

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#4

RE: Veränderungen zu anderen bemerkt?

in Dies und Das 31.12.2023 17:31
von Ganzanderername • 58 Beiträge | 58 Punkte

Ich kann mich Jessi anschließen. Ich habe auch keine langzeit Erfahrung, mein Verlust ist 2 Monate her. Meine Beziehung zu meinem Freund ist enger geworden, tiefer und anders liebevoll. Allein die Vorstellung Eltern zu werden, hat was mit uns gemacht und wir kommunizieren gut im moment und sorgen füreinander. Auch den Verlust gemeinsam zu betrauern, auch wenn er anders damit umgeht als ich, hat uns dies noch näher zusammen gebracht. Bei einigen Freundinnen habe ich viel Verständnis entgegen gebracht bekommen, vor allem von einer Freundin mit Kind, andere (ohne Kinder meist) können schlecht damit umgehen, dass ich so offen über unseren Verlust kommuniziere und davon erzähle. Es wird dann einfach schnell das Thema gewechselt oder nicht darauf eingegangen. Ich glaube auch, dass es viel mit Unsicherheit zu tun hat, habe das auch erlebt als mein Vater gestorben ist. Tod und Trauer verunsichert viele und ich kann es auf eine Art auch verstehen, vor ein paar Wochen war ich aber auch enttäuscht davon. Ich versuche das aber auch zu verstehen. Meine Familie hat mich erst sehr unterstützt, jetzt scheint es abgeschlossen zu sein für sie, das schmerzt mich manchmal.

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#5

RE: Veränderungen zu anderen bemerkt?

in Dies und Das 27.02.2024 15:14
von Lina13 • 23 Beiträge | 23 Punkte

Ja ich kann Langzeiterfahrungen berichten. Bei meinem ersten Verlust Anfang 2020 verlor ich 2 eigentlich bis dahin gute Freundinnen. Eine konnte mit dem Babythema nichts anfangen, schrieb mir nur kurz eine Nachricht, beim nächsten Mal klappts bestimmt, und hat sich dann wochenlang nicht mehr gemeldet. Das hat mich sehr enttäuscht, der Kontakt ist einfach abgekühlt. Die andere eigentlich auch gute Freundin hat auch nicht wirklich einmal nachgefragt wie es mir geht, wurde dann selbst paar Wochen später schwanger und sie hatte halt null Probleme mit allem. Ich war eifersüchtig, hab mich aber trotzdem hin und wieder bei ihr erkundigt wie es ihr gehe usw. Als ihr Baby da war hat sie mich auf einen Besuch eingeladen, da ich aber zu der Zeit in einer tiefen Depression hing, zum Therapeuten ging, immer noch nicht wieder schwanger war, hab ich ihr ehrlicherweise geantwortet dass ich das psychisch nicht schaffe, mich aber für sie freue und sie mir ein Foto schicken könne, wenn ich soweit wäre würd ich sie natürlich gern besuchen. Das wars dann, das war anscheinend zu viel für sie.

Und nun zu den positiven Erfahrungen:
Mein Mann und ich waren noch nicht mal ein Jahr zusammen beim Verlust, und wir haben zusammen gehalten wie sonst noch was. Er hat mich immer aufgefangen, all die Launen ausgehalten, selbst getrauert, und auch dadurch haben wir gemerkt was wir für ein gutes Team sind, bis heute.

Eine andere vorher lockere Freundin war eher überraschend in der Zeit komplett für mich da, und ist dann zu einer guten Freundin geworden. Obwohl auch sie gleich danach problemlos schwanger wurde und ein gesundes Kind bekam, war sie sensibel, hat sich mit mir ohne Kind getroffen bzw mich immer gefragt wie es mir grade am liebsten ist.

Meine beste Freundin, die selbst keine Kinder möchte, hat sich richtig in alles reingelesen, täglich gefragt wie es mir gehe und sie ist immer noch die Beste und liebt meine Tochter wie eine Tante.

Familie war vorher sehr gutes Verhältnis und danach genauso gut.

Alles in allem merkt man in so einer Phase schon wer die richtigen Freunde sind.

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#6

RE: Veränderungen zu anderen bemerkt?

in Dies und Das 03.03.2024 19:39
von Rina91 • 46 Beiträge | 46 Punkte

Ich möchte auch gerne meine Erfahrungen berichten, als Fazit kann ich sagen, haben sich alle Beziehungen durch die Verluste entweder distanziert oder wurden enger, was dazwischen gibt es nicht.

Meine Mama merkt immer schnell, wenn es mir nicht gut geht und so hab ich meinen Eltern sehr früh von den SS erzählt. In der 1. SS haben wir ein gemeinsames Wochenende in Mainz verbracht, an dem ich spontane Blutungen bekam und es verloren habe. Sie haben mitgetrauert und waren sehr einfühlsam und so haben sie jede weitere SS und jeden Verlust miterlebt und meinten auch, dass sie trotz der Trauer gerne weiterhin von den SS erfahren möchten, wenn wir es erzählen wollen. Zu meinen Eltern hat sich die Beziehung somit sehr gefestigt.

Mit meiner Schwester habe ich seit dem ersten Verlust keinen Kontakt mehr. Als ich ihr von dem Verlust und der geplanten 2. SS erzählte, hat sie kurz gefragt, ob ich jemanden zum Reden habe, und dann gesagt, dass sie nicht glaubt, dass ich schon bereit wäre, ein Kind zu bekommen und mir vorgeworfen, dass ich nicht positiv und dankbar auf ihre Rückmeldung reagiere so wie eine andere Freundin, der sie das gleiche gesagt hat. Ich wusste nicht, was ich dazu sagen soll und wir sind so verblieben, dass ich mich wieder melde. Das ist ihr wohl nicht schnell genug gegangen und so hab ich von meiner Mutter erfahren, dass meine Schwester zu keinen Familienfeiern mehr kommt, weil sie keinen Kontakt mehr zu mir will. Da hatte ich einige Zeit dran zu knabbern, aber inzwischen geht es mir sehr gut ohne sie. Unser Verhältnis war schon immer phasenweise schwierig und ich hab sehr viel zurückgesteckt, um unsere Beziehung zu erhalten.

Die Beziehung zu einem guten Freund wurde noch enger, in den letzten 2 Jahren hat sich gezeigt, dass unsere Freundschaft krisenfest ist und das in beide Richtungen.

Mit meiner besten Freundin ist es ein auf und ab, wie viel Zeit wir miteinander verbringen und auch schreiben. Sie ist beruflich so stark eingespannt, dass es schwierig ist, die Nähe aufrecht zu halten und uns wirklich regelmäßig zu treffen oder auch nur zu schreiben. Zwischen dem 2. und 3. Verlust haben wir uns wieder sehr angenähert, die letzte Zeit wieder rückläufig. Vor kurzem hat sie mir gesagt, dass sie schwanger ist, wir hätten fast zeitgleich unsere Kinder bekommen. Ich hab mich so sehr für sie gefreut, aber es hat mich auch so traurig gemacht, dass sie sich so lange nicht getraut hat. Sie hatte fast ein schlechtes Gewissen, dass es für uns so schwer ist und ihre erste SS so unkompliziert verläuft. Wir haben viel darüber gesprochen und jetzt hoffe ich, dass auch diese Erfahrung unsere Beziehung stärkt und ich an Ihrem Leben teilhaben darf, egal worum es geht.

Die ersten beiden Verluste haben die Beziehung zwischen meinem Mann und mir sehr vertieft, wir haben uns oft selbst darüber gewundert, wie gut wir gemeinsam da durch gegangen sind. Der 3. Verlust war sehr einschneidend und die Waage für uns. Zu dem Verlust selbst kam hinzu, dass ich anschließend eike Depression hatte und mein Mann kurz vor einer wichtigen Prüfung stand. Montags hat das Herzchen nicht mehr geschlagen, da hat er schon angefangen zu trauern. Ich lag tags drauf mit Fieber und einem Infekt flach bis zum Wochenende, kaum gesund haben die Blutungen eingesetzt und kurz nach der kleinen Geburt hat's mich noch mal mit dem Infekt umgehauen. Bis ich das alles erstmal körperlich verarbeitet habe und ins seelische Trauern kam, war er schon wieder aus dem gröbsten raus und im Lernmodus. Wir hatten einige Krisen und ich war mir nicht ganz sicher, ob wir das diesmal auch überstehen. Er dafür umso mehr :) wir haben viel jeder für sich und gemeinsam an unserer Beziehung gearbeitet und er hat mir als Zeichen nochmals einen Antrag gemacht 🥰❤

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#7

RE: Veränderungen zu anderen bemerkt?

in Dies und Das 04.03.2024 08:49
von Lina13 • 23 Beiträge | 23 Punkte

Wow, das mit deiner Schwester tut mir sehr leid. Aussagen wie, dann hat es eben noch nicht sein sollen oder dann warst du eben noch nicht bereit, haben mich immer extrem wütend gemacht. Denn es hätte natürlich sein sollen und dürfen, solange ein Kind in liebende Arme geboren wird, soll es sein. Es sollte besser nicht sein bei Eltern die ihre Kinder vernachlässigen, misshandeln oder schlimmeres. Und trotzdem passiert das tagtäglich.
Gut, dass du wohl soweit damit abgeschlossen hast und deine Eltern zu dir halten, das ist wahnsinnig viel wert.
Eben grade bei dieser Konfliktsituation mit beiden Töchtern.
Herzlichen Glückwunsch zur Verlobung <3

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#8

RE: Veränderungen zu anderen bemerkt?

in Dies und Das 09.03.2024 14:23
von Rina91 • 46 Beiträge | 46 Punkte

Noch ein Nachtrag:
Gestern beim Geburtstag bei meiner Oma bin ich das erste Mal meiner Cousine mit Babybäuchlein begegnet. Ich freu mich so sehr für sie und hab viel gebetet, dass sie nicht auch eine Fehlgeburt erleben muss. Trotzdem ist da eine Traurigkeit, die Traurigkeit, wie unbeschwert und freudig sie die Schwangerschaft erleben darf und ich niemals wissen werde, wie sich das anfühlt. Meinen Großeltern haben wir danach alleine von unseren Fehlgeburten erzählt und sie haben so lieb reagiert ❤ ich bin so dankbar und fühle mich erleichtert. Jetzt kam der Wunsch auf, nach und nach allen davon zu erzählen, denn dieses Verheimlichen trennt mich von ihnen. Ich glaub, bisher hab ich es kaum jemandem erzählt, weil ich es einfach nicht annehmen konnte, dass jemand mit mir motfühlt und mit mir trauert. Wie schön, dass sich das gerade ändert :)

@Lina: ja, für meine Eltern ist es eine schwere Prüfung und ich finde fantastisch, dass sie diesen Spagat schaffen.
Danke für deine Glückwünsche 😊 im August haben wir unseren 3. Hochzeitstag und überlegen, diesen noch mal groß zu feiern und in einer Zeremonie unsere Ehe zu bestärken.

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#9

RE: Veränderungen zu anderen bemerkt?

in Dies und Das 17.03.2024 01:21
von Kaddi2110 • 9 Beiträge | 9 Punkte

Hallo ihr Lieben,

Ich möchte auch gerne meine Gefühle zu einer Freundin hier teilen.
Meine Fehlgeburt war im November 2022 in der 12. Woche. Was mir neben der Erfahrung selbst bis heute noch nachhängt, ist insbesondere die Reaktion dieser Freundin, die mich sehr verletzt hat.
Ich hatte das oberflächlich eigentlich schon "weggepackt", doch heute habe ich zum ersten Mal meinem Partner und zwei anderen Freundinnen diese Geschichte erzählt. Alle drei waren unabhängig voneinander so emotional, entsetzt und schockiert, dass mich das neu ins Grübeln gebracht hat.

Ich hatte, um meine Schwangerschaft mitzuteilen, für mein enges Umfeld Geschenke vorbereitet. Für eben diese eine Freundin hatte ich als Verkündung ein T-Shirt für ihre kleine Tochter mit der Aufschrift "Beste Freundin 2023" bedruckt und geschenkt.
Einige Monate nach der Fehlgeburt hatte ich sie gebeten mir das Shirt zurückzugeben, denn ich hatte inzwischen in meiner Trauer eine kleine Box mit Erinnerungen gestaltet. Dort hatte ich z.B. den Schwangerschaftstest, Ultraschallbild etc. und auch die Geschenke für mein Umfeld (zu denen ich teils gar nicht kam, diese zu verschenken) hineingelegt.

Sie sagte mir dann, dass sie das Shirt weggeschmissen hat, da es sie traurig gemacht hat.
Ich war sehr verletzt darüber und habe das Gefühl damals überspielt und runtergeschluckt. Habe nur gesagt "Schade, das wollte ich mit in die Box legen". Ganz losgelassen hat es mich nicht. Ich dachte ich reagiere über.

Heute, also über ein Jahr später, habe ich also meinem Partner und 2 Freundinnen davon erzählt. Alle drei waren sehr schockiert, verurteilten die Reaktion meiner Freundin als "krass", unempathisch und taktlos. Sie waren erstaunt, dass ich nicht wütend war. Insbesondere meine anderen Freundinnen sagten, dass sie einer Freundin so etwas niemals antun würden. Sie waren fassungslos über die Aussage, dass das Shirt zu verletzend für SIE gewesen wäre und verurteilten es, dass sie so ein bedeutungsvolles Geschenk in den Müll geworfen hatte. Sie hätten es ggf zurückgegeben oder als eigene Erinnerung verwahrt. Aber gewiss niemals in den Müll geworfen. Und fanden es anmaßend, dass es SIE so traurig gemacht hat, da ICH doch die "eigentlich Trauernde" war.

Das hat mich den ganzen Abend so beschäftigt, dass ich es hier gerne teilen wollte. Mich interessiert natürlich eure Meinung dazu wenn ihr mögt.
Liebe Grüße

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#10

RE: Veränderungen zu anderen bemerkt?

in Dies und Das 17.03.2024 07:18
von Susanne • 4.596 Beiträge | 4614 Punkte

Guten Morgen, schwierig. Wie hast Du reagiert/hast du gesagt als sie das erzählt hat? Vermutlich warst Du damals überrollt und hast es als "ach, okay" abgewiegelt . Sie dachte, das Thema sei erledigt und der Ablauf okay für Dich. Wie ist Euer Kontakt seitdem? Wie steht ihr grundsätzlich zueinander? Weiß sie wie sehr du um dein Kind trauerst?
Vielleicht tut es ihr mittlerweile leid, traut sich aber auch nicht es nochmal anzusprechen. Oder sie ist sich nicht bewusst darüber wie es sich für dich anfühlt(e) und denkt nicht mal mehr daran. Oder sie ist sehr ordnungsliebend, mistet gerne aus, und war sich nicht im klaren darüber wie wichtig Dir das Shirt ist, sie dachte "2023, das wird nicht mehr passieren". Für sie war es wohl belanglos, sie wird die Situation nicht kennen, nehme ich an. Die die Aussage mit "es macht sie traurig" war vermutlich eine "billiger" Grund,um überhaupt etwas zu sagen.

Ich würde schauen wie wichtig mir die Freundschaft ist und dann überlegen ob ich es nochmal anspreche, damit es nicht mehr zwischen uns steht. Oder mir denken, lohnt nicht, so wichtig ist sie mir nicht, dann weiss ich nun, dass sie nicht der passende Mensch für mich ist. Wie so oft in der Trauer "trennt sich die Spreu vom Weizen".
So sind meine Gedanken dazu. Liebe Grüße


zuletzt bearbeitet 17.03.2024 07:23 | nach oben springen

#11

RE: Veränderungen zu anderen bemerkt?

in Dies und Das 17.03.2024 20:11
von Kaddi2110 • 9 Beiträge | 9 Punkte

Hallo, ich habe gesagt, dass ich es traurig finde und es gerne zurück gehabt hätte..sie hat sich auch entschuldigt, aber es ist einfach sehr empathielos und taktlos gewesen. Eine halbherzige Entschuldigung danach machte es nicht besser. Nach 12 Jahren Freundschaft habe ich da mehr erwartet, da ich auch, wie sie immer sagt ihre engste Vertraute bin. Ich habe aber schon länger das Gefühl, dass wir uns in verschiedene Richtungen entwickelt haben und unterschiedliche Bedürfnisse an eine Freundschaft haben. Das mit dem Shirt hat es irgendwie nur nochmal bestätigt.

Liebe Grüße
Kathrin

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